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iesige Skulpturen strecken
sich in den Räumen des
Museum Brandhorst, anmutig wie
Tänzer, dabei wirklich sperrig.
Georg Herold hat sie aus Dachlatten
gezimmert, mit Lack überzogen, in
unnatürlich gedehnten Bewegun-
gen festgehalten. Es sind erstarrte
Gestalten ohne Gesichter, die
gleichzeitig erhaben und dabei doch
verletzlich wirken. Die filigrane
Figur „Make it minto“ hängt sacht,
fast schwerelos, an einer Pyramide.
„Ästhetik des Behelfs“, sagt Direk-
tor Dr. Armin Zweite, gehöre zu
Herolds „Spiel mit dem Abgründi-
gen und Abstrusen“. An einer Wand
lehnt „Adieu Homme“, lässig, aber
ohne Kopf. Herold selbst steht wie
ein Zitat dieses Werks daneben.
Auch er im Maßanzug, auch er ist
schwer zu fassen. Fotografieren?
Ach, bitte nicht. Man möge ihn
doch heimlich abschießen, damit er
es nicht merkt. Das passt zu ihm.
Sich zeigen und doch nicht. Ein
Statement abgeben, mit Ironie.
Provozieren, aber keine Rampensau
sein. 65 Jahre alt, Wortführer
seiner Künstler-Generation, Kunst-
Manifeste wie das „Facharbeiter-
KUNST
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Georg Herold lässt Dachlatten tanzen, macht aus Kaviar
Kunst und zeigt eine Welt voller Widersprüche mit
Kritik und Ironie. Im Museum Brandhorst hat er sich selbst
zwischen Polke und Warhol in Szene gesetzt. Einmalig!
Es muss auch mal
Kaviar sein